Salam liebe Muslime und Hallo liebe Nicht-Muslime,
auf diversen Blogs haben muslimische Bloger/innen den neunten islamischen Monat Ramdhan willkommen geheißen. Dieser Monat hat eine ganz besondere Bedeutung für Muslime überall auf der Welt, denn mit dem Beginn des heiligen Monats, beginnt die einmonatige Fastenzeit.
Mit ist aufgefallen, dass viele Nicht-Muslime aus Neugier oder Interesse nachgefragt haben warum wir eigentlich fasten bzw. was der Sinn des Fastens ist. Hiermit werde ich, so Gott will, jetzt versuchen die am häufigsten gestellten Fragen zu beantworten.
Warum fasten eigentlich Muslime?
Das Fasten gehört zu den 5 Säulen des Islam und ist eine Art Gottesdienst und somit eine Hauptpflicht eines (fast) jeden Muslims.
Allah (swt)* sagt im heiligen Koran: "Ihr Gläubigen! Euch ist vorgeschrieben, zu fasten, so wie es auch denjenigen vor euch vorgeschrieben worden ist." Sure 2, Vers 183
Aber warum fasten wir denn nun eigentlich bzw. warum wurde uns von Gott die Pflicht des Fastens im Koran vorgeschrieben?
In erster Linie trinkt und isst der Mensch vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang nichts. Dazu steht im heiligen Koran:
„Und esset und trinket, bis der weiße Faden von dem schwarzen Faden der Morgenröte zu unterscheiden ist. Dann vollendet das Fasten bis zum Einbruch der Nacht.“ Sure 2, Vers 188
Das Fasten soll dazu dienen sich wenigstens einmal im Jahr in die Lage der Hungernden und Durstenden hineinzuversetzen. Dadurch soll man lernen sich glücklich zu schätzen mit dem was man hat, mit dem was uns Gott gegeben hat. Wie oft kommt es vor, dass uns das Essen von Mama nicht schmeckt und wir lieber eine Pizza oder einen Burger essen möchte. Das Fasten dient also in erster Linie dazu den Wert von Lebensmitteln zu schätzen zu wissen.
Desweiteren ist es wissenschaftlich bewiesen, dass das Fasten eine Entgiftung für den Körpers ist. Man reinigt den Körper und gibt ihm die Gelegenheit sich auszuruhen.
Doch das Fasten bedeutet weit aus mehr! Durch den Verzicht auf Lebensmitteln, Geschlechtsverkehr, Musik etc. soll der Mensch seine Selbstbeherrschung trainieren. Man könnte sich z.B. vornehmen einen Monat lang auf etwas, was man besonders gern hat, zu verzichten.
Zudem arbeiten wir an unserem Charakter. Viele Muslime/Nicht-Muslime denken, dass fasten nur bedeutet nichts zu essen und nichts zu trinken. Trotzdem fluchen, lügen und lästern sie. DAS IST FALSCH!
Wir sollten besonders im Monat Ramadhan stets um ein gutes Benehmen bemüht sein. Wir dürfen nicht lästern, lügen oder schimpfen. Wir dürfen niemanden beleidigen, eifersüchtig oder neidisch sein.
Hierzu habe ich eine Überlieferung:
Imam as-Sadiq (as)** sagte: „Fasten bedeutet nicht, dass man sich nur des Essens und Trinkens enthält. Wenn ihr fastet, dann schützt eure Zunge vor dem Lügen, senkt eure Blicke vor dem, was Allah euch verboten hat zu betrachten, kämpft nicht miteinander, seid aufeinander nicht eifersüchtig, redet nicht übereinander, nützt euch nicht gegenseitig aus und seid nicht ungerecht gegeneinander. Bleibt fern von falscher Anschuldigung, Lügen, Kampf, Verdächtigungen, Verleumdung und übler Nachrede. Seid einer von denen, die nach vorne blicken, das Jenseits im Auge, und wartet auf eure Tage, das erwartend, was Allah für diejenigen versprochen hat, die sich darauf vorbereitet haben, ihren Schöpfer zu treffen. Ihr müsst Ruhe, Besonnenheit, Gelassenheit, Demut, Gehorsam und Ernsthaftigkeit haben sowie die Unterwürfigkeit eines Dieners, der seinen Herrn fürchtet. Und fürchtet Allahs Strafe genauso wie ihr auf Seine Vergebung hofft.“
Von der Tochter unseres Propheten (saws)** wird überliefert
Fatima Zahra (as): „Ein Fastender, dessen Zunge, Ohren, Augen und Glieder nicht mit fasten, fastet nicht."
Wer muss alles fasten?
Fasten ist für jeden verpflichtend, der psychisch und physisch in der Lage ist und für Jugendliche, die die Pubertät erreicht haben.
Kranke Menschen, Altersschwache, Reisende, Kinder, Schwangere, Frauen, die die Menstruation haben und stillende Mütter sind von der Fastenpflicht ausgenommen.
Jene, die chronisch krank sind, sowie Altersschwache müssen für jeden versäumten Fastentag einen Bedürftigen speisen (solange es ihnen finanziell natürlich möglich ist). Alle anderen (einzige Ausnahme sind Kinder), können die versäumten Fastentage zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
Wann genau beginnt die Fastenzeit?
Die Fastenzeit beginnt im 9. islamischen Monat Ramadhan. Da Muslime nach dem Mondkalender gehen, verschiebt sich der Monat Ramadhan jährlich um 9 - 11 Tage nach vorne.
Gibt es bestimmte Bräuche oder Traditionen im Fastenmonat?
Es ist Sunnah (Tradition des Propheten Mohammad (saws)) das Fasten mit einer Dattel und Wasser zu brechen. Während des Monats herrscht in den meisten Haushalten eine schöne und ruhige Atmosphäre. Es wird fürs Iftar (Fastenbrechen) gekocht und die Vorfreude ist dann besonders groß. Dann wird gemeinsam gegessen, gebetet und Koran gelesen. Es finden gegenseitige Besuche bei Familie und Freunden statt. Viele Moscheen bieten extra Programme an, es werden Bittgebete und der Koran gelesen und danach findet das gemeinsame Fastenbrechen statt. Besonders empfehlenswert ist es während des Monats das Nachgebet "Salatul Lail" zu verrichten.
Findet am Ende des Monat Ramadhans ein Fest statt?
Ja, am ersten Tag, des darauffolgenden Monats findet das bekannte "Zuckerfest" auf arabisch "Eid ul Fitr" statt. Das Fest beginnt mit einem Festgebet. Man besucht Familie oder Freunde, beschenkt die Kleinen. Oft werden extra zu dem Anlass neue Anziehsachen gekauft. Muslime beglückwünschen sich gegenseitig und wünschen sich gegenseitig, dass Gott ihr Fasten und ihre Gebete annimmt. Das Fest dauert 3 Tage. Die Atmosphäre ist so ähnlich wie Weihnachten bei den Christen.
Ich hoffe, dass ich wenigsten etwas erläutern konnte warum wir fasten und was für eine Bedeutung das Fasten für uns hat.
Ich wünsche allen Muslimen auf der Welt einen gesegneten Monat Ramadhan. Möge Allah (swt) Euch und Eure Familien segnen und Euer Fasten und Eure Gebete annehmen.
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* swt (subhanu wa teala) = Geloben und Erhaben ist Allah
** saws (sallaallahu alaihi wa salam) = Möge Allahs Frieden und segen auf ihm sein
** (as) (aleihe/a salam) = Frieden sei mit ihm/ihr
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